Die folgende Kritik zum Konzert des Singvereins am 13. Juni 2004 erschien in der Nordwest-Zeitung:
Zartes Flehen im Wechsel mit herberer Note
CHORKONZERT Singverein bietet Werke zwischen Romantik und Moderne
Die Leistungen waren beachtenswert. Es gab viel Beifall in der Kreuzkirche.
von Charlotte Pfeiffer
OLDENBURG – Der Singverein Oldenburg, ein Chor mit langer Tradition und wechselnder Geschichte, stellte sein Frühjahrskonzert am Sonntagnachmittag in der Kreuzkirche unter das Motto „Zwischen Romantik und Moderne“ vor.
Kurt Hessenbergs Motette „Kume, kum, Geselle min“ – der Text mittelalterlich aus „Carmina Burana“, die Klangsprache noch in die Romantik weisend – wurde von Chor und kleinem Kammerorchester, das aus Mitgliedern des Oldenburgischen Staatsorchesters bestand, als zartes Flehen interpretiert. Zwei Chorlieder Felix Mendelssohn-Bartholdys gaben dem Singverein unter der Leitung seines Dirigenten Manfred Klinkebiel Gelegenheit, den Frühling herbeizusingen – deutlich in Artikulation und Phrasierung, doch mit etwas wenig Glanz in den hohen Lagen.
Sigrid Heidemann eröffnete in Franz Schuberts für Bariton gesetzten „Frühlingsträumen“ aus der Winterreise mit hellem, klarem Sopran eine ungewohnte doch interessante Klangwelt: Weniger laut war hier die Verzweiflung, intimer der Schmerz über verlorenes Liebesglück.
Eine herbere Ausdruckskraft artikulierte Martin Meyer am Flügel in einer Auswahl aus Hessenbergs „Sieben kleinen Klavierstücken“ – filigranes Figurenwerk wechselte mit lang geschwungenen Melodiebögen und gipfelte in virtuosem Laufspaß.
JOPAPAs „Kindergebet“ wurde feinfühlig in seiner anrührenden, schlichten Schönheit von den sich angenehm mischenden Singstimmen realisiert. Anspruchsvolle Chorkunst boten die Männerstimmen in Heinrich Sutermeisters „Schilfliedern“, hell und klangvoll hier der Tenor über samtenem Baß.
Paul Hindemith weilte anläßlich eines Konzertes in London, als der englische König starb. Eine Programmänderung schien angezeigt, und so komponierte er innerhalb nur eines Tages die „Trauermusik“. Homogen sich fügender Streicherklang bildete den Teppich, auf dem Christoph Rabbels mit seiner Bratsche einen zu Herzen gehenden Klagegesang anstimmte. Mal kraftvoll aufbegehrend, dann wieder zart erinnernd mündete er in den Choral „Vor deinen Thron tret ich hiermit“. „Für Könige sehr passend“, meinte Hindemith in einem Brief an Willy Strecker. Unter der Mitwirkung alIer am Konzert Beteiligten bildete Mendelssohn-Bartholdys Choralkantate „Wer nur den lieben Gott läßt walten“ einen würdigen Abschluss.
Freudigen Beifall zollten die Zuhörer der beachtenswerten Leistung ebenso wie der stimmigen Programmauswahl.